Was man über Stadttaube wissen sollte

1. Angezüchteter Brutzwang

Seit Jahrtausenden werden Tauben gezüchtet: Der Mensch hat sie lange wegen ihres Fleisches und ihrer Eier gezüchtet und gehalten. Zudem wurden sie als sogenannte Brieftauben aufgrund ihrer Treue zu ihrem Partner und ihrem heimatlichen Schlag genutzt – heute vor allem, um Preise mit ihnen zu gewinnen.

Wir dürfen nicht ausser Acht lassen, dass den Strassentauben über viele Jahrhunderte ein permanenter Brutzwang angezüchtet wurde, sodass Stadttauben bis zu 8 mal pro Jahr brüten, im Gegensatz zu Wildtauben die 1-2 Mal im Jahr brüten. Man kann dies einfach hochrechnen. Eine Taube hat gewöhnlich zwei Junge im Nest und die jungen Tauben sind nach 6 Monaten geschlechtsreif. Sie vermehren sich rasant.

Es gibt leider den Irrglauben, dass das Futter der Grund sei, dass sich die Tauben fortpflanzen. Auch eine verhungernde Stadttaube wird sich fortpflanzen, denn auch sie hat den Brutzwang angezüchtet bekommen.– Stadttauben brüten unabhängig davon, ob sie genügend Nahrung finden oder einen geeigneten Lebensraum haben.

2. Hunger und fehlende artgerechte Nahrung

Tauben ernähren sich natürlicherweise hauptsächlich von Körnern und Samen – in Städten haben die Tiere daher kaum Möglichkeiten, artgerechte Nahrung zu finden. Um zu überleben, sind sie auf Essensreste der Menschen angewiesen: Ihre Nahrung reicht daher dann von Brotkrümeln bis zu verschimmelter Pizza und Pommes frites. Diese Nahrung schadet den Tieren allerdings. Brot fängt im Kropf der Tiere an zu gären und verstopft diesen auf schmerzhafte Weise.

Darunter leidet das Immunsystem der Tiere, sie werden schneller krank und haben oft einen flüssigen «Hungerkot», wie man ihn in den Städten oft sieht. Weil sie ganzjährig ihre Küken versorgen müssen, betteln sie um jeden Krümel – aus reiner Verzweiflung, um einen qualvollen Hungertod ihrer Küken und von sich selbst abzuwenden. 

Immer wieder sprechen Städte «Fütterungsverbote» für die hungernden Tauben aus. In Bezug auf nicht artgerechte Nahrung wie Brot ist das für die Tauben von Vorteil, denn diese Nahrung schadet den Tieren. Den Tauben, die aufgrund ihrer Zucht allerdings auf die Fürsorge des Menschen angewiesen sind, die Nahrung zu verwehren, vergrämt weder die Tauben noch sorgt es für einen Populationsrückgang.

3. Fehlender Platz zum Brüten und Vergrämung

Die Tauben, die in der Stadt leben, stammen von domestizierten Haus- und Brieftauben ab. Diese wurden aus der am Mittelmeer heimischen Felsentaube hervorgezüchtet. Sie brütet in Felswänden – im Gegensatz zu in der Schweiz heimischen Wildtauben wie der Ringeltaube, die in Bäumen brütet.

Aufgrund ihrer Verwandtschaft mit der Felsentaube brauchen Stadttauben daher kleine, flache Flächen wie Häuserfassaden, auf denen sie ihre Nester bauen und brüten können. Diese Brutplätze finden sie in städtischen Strukturen, doch da die Vögel als «Problem» stigmatisiert werden, werden sie nahezu überall mit Abwehrnetzen und Metallspitzen vergrämt.

Die Folge: Tauben sind vermehrt gezwungen, immer dichter zusammenzurücken. Darunter leiden nicht nur die Vögel, sondern bei vielen Menschen entsteht dadurch auch der Eindruck, es gäbe übermässig viele Stadttauben. Die Vergrämungsmethoden sorgen nicht für weniger Tauben, sondern nur für mehr Tierleid.

4. Verletzungsgefahren

Immer öfter werden die spitzen Metallstäbe, sogenannte Spikes, zur Taubenvergrämung in Bahnhöfen und an Gebäuden eingesetzt. Stadttauben brüten instinktiv jedoch nur an bestimmten Stellen und verletzen sich daher oftmals schwer an den Metallstäben – besonders oft passiert das ungeübten Jungtieren, die sich dort aufspiessen können und dann qualvoll sterben.

Betreute Taubenschläge sind die einzige nachhaltige Lösung

Um eine unkontrollierte Vermehrung der Tauben und weiteres Tierleid zu verhindern, sind betreute Taubenschläge die einzige nachhaltige Lösung:

  • Wenn diese in den Innenstädten, den bevorzugten Lebensräumen der Vögel, errichtet werden, stehen den Tauben darin artgerechte Nahrung und Wasser sowie geeignete Brutplätze in ausreichender Menge zur Verfügung.
  • Werden die Taubeneier durch Gipseier ausgetauscht, können die Populationen tierschutzgerecht und nachhaltig kontrolliert werden.
  • Sobald sich die Tauben in dem Schlag sicher fühlen, verbringen sie den Grossteil der Tages- und Nachtzeit darin, wodurch der Kot fast gar nicht mehr in den Städten landet.
  • Bei Bedarf können die Tauben durch den Schlag auch medizinisch versorgt werden.

Einige Städte in der Schweiz haben bereits begonnen, die Taubenpopulationen mit Taubenschlägen zu kontrollieren  – doch leider engagieren sich noch immer zu wenige Städte und erstellen ein geeignetes Taubenmanagement.